Stadionbauer aus Frauenfeld
Generalunternehmer, Bauherr, Investor: Hauser Rutishauser und Suter (HRS) ist bei Gross-Sportanlagen fast immer dabei
FRAUENFELD. Die HRS aus Frauenfeld hat die AFG Arena St. Gallen und die Shopping-Arena gebaut. Beim 400-Millionen-Projekt ist die HRS Projektentwicklerin und Totalunternehmerin. Wer steckt hinter dem unscheinbaren Firmenkürzel?
PETER SCHAAD
Die ausschliesslich als Generalunternehmerin tätige Hauser Rutishauser Suter in Frauenfeld hat das Gesicht von St. Gallen geprägt. Die Längsachse der Stadt ist gespickt mit Bauten von HRS, weshalb sie auch schon als «heimliche Stadtbaumeisterin» tituliert worden ist. Durch vertragliche Optionen auf Grundstücke sichert sie sich immer wieder vorzeitig städtebauliche Entwicklungsgebiete. Als Gründe für die starke Stellung von HRS nennen die St. Galler Stadtplaner das gutausgebaute Netzwerk und den geschickten Umgang mit den Behörden.
Das Nachsehen hatten im Juli 2004 die Kreuzlinger: Die Firma verlegte ihren Sitz innerhalb des Kantons Thurgau nach Frauenfeld – offenbar auch deshalb, weil ihr von Kreuzlingen der Zuschlag für den Bau eines Kultur- und Sportzentrums verwehrt worden war.
La Maladière konzipiert
Die Berner Baufirma Marazzi hat in den letzten Jahren mit dem Bau des St. Jakob-Parks in Basel und des Stade de Suisse in Bern ihre Stärken als Generalunternehmerin (GU) für multifunktionale Sportstadien ausgespielt. Inzwischen ist die Federführung in diesem Segment an die HRS übergegangen. Die Thurgauer haben die im Februar eröffnete Maladière in Neuenburg konzipiert, gebaut und gemeinsam mit Swisscanto und der Publica (Pensionskasse des Bundes) finanziert. Das Bauland für das 220-Millionen-Projekt wurde von der Stadt Neuenburg zur Verfügung gestellt.
Projekte in Biel, Thun . . .
Die Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und privater Bauherrschaft (Public Private Partnership PPP) wird von HRS auch bei anderen Grossprojekten genutzt. Zum Beispiel beim 250-Millionen-Projekt «Stades de Bienne» im Bözingenfeld, wo die Stimmbürger am 10. Dezember den Beitrag der Stadt von 79 Mio. Franken abgesegnet haben. HRS investiert 150 Mio. Franken, erhält das Land im Baurecht, baut das Fussball- und das Eisstadion sowie die Mantelnutzungsobjekte und tritt die Stadien dann an die Stadt ab.
… Bern und St. Gallen
HRS ist gegenwärtig bei zwei weiteren Sportanlagen mit Mantelnutzungen mit von der Partie: Die Thurgauer sanieren und erweitern im Hinblick auf die Eishockey-WM 2009 die Bern-Arena. HRS hat das Stadion für 12,4 Mio. Franken an die Oltener Immobiliengesellschaft Swiss Prime Site verkauft, die rund 100 Mio. Franken in Renovation und Neubauten investiert.
Zweites Grossprojekt ist die im Bau befindliche AFG Arena in St. Gallen. Beim 340-Millionen-Projekt ist HRS Projektentwicklerin und Totalunternehmerin. Das neue Stadion des FC St. Gallen soll im Mai 2008 eröffnet werden. Im Rennen ist HRS auch beim geplanten Stadionneubau in Aarau. Ausgeschieden ist sie dagegen beim 260-Millionen-Projekt für eine neue Sportarena auf der Luzerner Allmend. Hier wollen nun die Stadt Luzern und – als Investor – die Credit Suisse mit der Zürcher Halter Generalunternehmung AG bauen.
Bildung und Gesundheit
Das Potenzial für weitere multifunktionale Stadien in der Schweiz nimmt ab. Umgekehrt verhält es sich mit Projekten im Bildungs- und Gesundheitswesen. Das kommt auch bei der Auflistung der aktuellen Grossprojekte von HRS zum Ausdruck: Vor einem Monat wurde in Langenthal der Neubau der Kaufmännischen Berufsschule eröffnet, im Bau befinden sich das Zentralspital des Kantons Zug in Baar und das Forschungszentrum von Philip Morris in Neuenburg, projektiert sind unter anderem das Kongress- und Forschungszentrum der ETH Lausanne, die Zusammenfassung diverser Fachhochschulen auf dem Campus-Areal in Brugg-Windisch und der Science Park in Basel. Mit einem Bauvolumen von jährlich rund 700 Mio. Franken und 150 Mitarbeitern gehört die HRS-Gruppe zu den führenden Generalunternehmen der Schweiz. Sie hat Niederlassungen in St. Gallen, Bern, Zürich, Basel, Freiburg, Neuenburg, Lausanne und Vaduz.
Gesamtpakete schnüren
Als Stärke von HRS bezeichnet Firmenchef Martin Kull die Fähigkeit, Gesamtpakete für Entwicklung, Planung, Ausführung und Finanzierung schnüren zu können. Als Unternehmen in Privatbesitz verfüge HRS über eine flache Hierarchie, und das mache die Firma «flink, effizient und schlagkräftig». Hauser, Rutishauser und Suter sind die Namen der Gründer, heute wird die Firma in dritter Generation geführt.
http://www.tagblatt.ch/index.php?ar...te/ostschweiz&jahr=2007&ressortcode=tb-os&ms=