Habe ich jetzt auch gelesen und kann dem Tenor weitgehend zustimmen, wenngleich ich doch etwas skeptisch wäre bei Hochhäusern auch im Stephaniviertel, wie sie die Arbeitsgruppe primär für sinnvoll hielte. Wichtig ist auf jeden Fall eine öffentliche Diskussion, um die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden und einen möglichst breiten Konsens in puncto Hochhäusern auf die Beine zu stellen.
Wo Hochhäuser sicher richtig gut passen würden, wäre in der Tat auf dem Gelände um die B75 vor der Weserbrücke (INBEV-Gelände, Hohentorshafen, Neustadtsbahnhof). Diese Situation ist städtebaulich sicher auch die interessanteste Stadteinfahrt nach Bremen (vielleicht minimal vergleichbar mit den Elbbrücken in HH) und könnte einige Hochpunkte gut vertragen. Richtung Rembertikreisel wäre ich auch eher zurückhaltend, weil dort eigentlich die Wiederherstellung der alten Stadtstruktur für mich wichtig wäre, die Grenze läge da für mich ziemlich genau bei der Rembertistraße (die ja auch jetzt in etwa die Grenze zwischen Bahnhofsvorstadt/Nachkriegsbebauung und Ostertor/alte Stadtstruktur darstellt).
Ich halte Hochhäuser auch nicht für per se sinnvoll, auch wenn eine solche Aussage in einem Architekturforum, das sich Skyscrapercity nennt, vielleicht seltsam klingt. Was ich meine, ist dass Hochhäuser nicht schon allein und für sich kritiklos toll sind, wie das hier manchmal anklingt, sondern immer geschaut werden muss, ob sie passen. Ein Projekt wie der Elbtower in HH z.B. ist einfach grandios, vom Ort her, von der Gestaltung und von der entstehenden Silhouette.... aber das muss man imho schon am Einzelfall festmachen. Ich denke, die Vorbehalte gegenüber Hochhäusern in Deutschland sind eben auch ganz entscheidend aus den schlechten Erfahrungen mit den Hochhaussiedlungen der 70er Jahre entstanden und sollten nicht als antimoderne Bedenkenträgerei diffamiert, sondern ernstgenommen werden. Auch die bereits existierenden Hochhäuser in der Bahnhofsvorstadt (Siemens-, Bundeswehr-, und besonders Tivolihochhaus) sind aus meiner Sicht nicht unbedingt Werbung für Hochhäuser, vorsichtig gesagt. Gerade das jetzt von der Bauverwaltung genutzte Tivolhochhaus ist mit dem gesamten Begleitkomplex und seinen seltsamen Hinter- und Innenhöfen sogar eher der Inbegriff der Unwohlfühlzonen, die der Städtebau der 60er und 70er en masse produziert hat, die vollgepissten Innenhöfe, die runtergerockten Erotikshops, der Leerstand.
Für die Bahnhofsvorstadt etwa sehe ich viel eher eine konsequente Erhöhung der Traufhöhe auf 6-7 Stockwerke mit einzelnen Hochpunkten bis 8-9 Stockwerke, ähnlich wie etwa das Dudlerding an der Ecke Bahnhofsstraße/Herdentorsteinweg als jetzt massiv weitere Hochhäuser zu bauen, abgesehen davon, dass ich auch gar nicht weiß, wo all der Büroraumbedarf plötzlich herkommen soll. Gerade die frühe Nachkriegsarchitektur der 50er (z.B. in der Bahnhofsstraße und am Breitenweg in diesem Bereich) hingegen weist durchaus Qualitäten auf, an die man anknüpfen könnte. Das geplante Hotel am Busbahnhof ist unbedingt zu begrüßen und könnte auch ruhig höher werden, aber Richtung Contrescarpe müssen es aus meiner Sicht eben nicht unbedingt Hochhäuser sein.
Zum Thema geplante und gescheiterte Hochhausprojekte unbedingt empfehlenswert ist übrigens auch das Buch "Für Bremen geplant und nicht gebaut" vom Bremer Zentrum für Baukultur (BZB) um den umtriebigen Eberhard Syring. Dort kommen die gescheiterten U-Bahnplanungen vor, ebenso wie das Musicon und auch der Promotionpark, auch ist von einem geplanten Büroturm für OHB die Rede... ganz viele interessante Sachen, wobei man (oder zumindest ich) sehr froh bin, dass einiges davon nicht gebaut wurde, wie etwa der monströse Bauhof am Rembertikreisel oder "Klein-Manhattan" auf dem Teerhof im übelsten 70er-Stil mit bis zu 20 Stockwerken. Vielleicht kriegt man das im bzb (im Speicher XI) sogar noch neu (ist von 2005 oder 2006, also noch praktisch ohne Überseestadt), sonst eben antiquarisch im Internet.