Ab 2011 werden in Graz die Bauarbeiten für einen neuen Stadtteil beginnen - 12.000 neue Bewohner sollen hier die "Stadt der Zukunft" serviert bekommen
Graz - Langsam wird's konkret, langsam dämmert auch den Grazer Stadtpolitikern, dass sich hier im Westen der Landeshauptstadt die Koordinaten zu verschieben beginnen. Noch sind heimische und internationale Denker am Werk und arbeiten an den städtebaulichen Visionen für dieses 540.000 Quadratmeter große Areal. Erste Ergebnisse einzelner Ideenwettbewerbe für die "Stadt in der Stadt" werden in ein paar Wochen vorliegen, in drei bis fünf Jahren soll mit den Aufbauarbeiten dieses komplett neuen Stadtteiles auf den Reininghausgründen begonnen werden, rechnet Roland Koppensteiner, Vorstandschef der Asset One Immobilienentwicklungs AG.
Die Gesellschaft des Unternehmers Ernst Scholdan, der die historischen Gründe der Reininghausbrauerei aufgekauft hatte, investiert allein in die Vordenkarbeit für die Planung der Stadterweiterung rund zwölf Millionen Euro. Nach und nach werden weitere Investoren einsteigen, die die diversen Teil-Bauprojekte finanzieren, womit dann auch die ökonomische Komponente ins Spiel kommt.
Die Entwicklung des Areals wurde einem schon mehrere Jahre dauernden "organischen Prozess" unterzogen. Internationale und lokale Experten wurden eingeladen, grundsätzlich über städtische Zukunftsfragen nachzudenken: Welche Anforderungen hat die "Stadt der nächsten Generation"? Wie können die Lebensbereiche Wohnen, Arbeiten, Forschen, Einkaufen, Freizeit, Sport, Bildung und Kultur ideal vernetzt werden? Koppensteiner im Gespräch mit dem Standard: "Es geht darum, ein Stadtviertel zu entwickeln, wo das Ein- und Auspendeln de facto unnötig wird."
Interkultureller Ort
Gegenwärtig werden von Expertenteams verschiedene Stadtszenarien, Grünraumkonzepte, Verkehrs- und Wohnideen abgewogen, verworfen oder in einen Pool aufgenommen. In einigen Monaten sollen daraus konkrete Pläne entworfen werden. Einige Parameter stehen bereits außer Streit: Es dürfe keine Satellitenstadt, kein Ghetto auf dem Reißbrett entstehen, sondern ein durchlässiges Viertel in ständiger Veränderung, in dem alle Lebensbereiche abgebildet sind, sagt Koppensteiner.
Energetisch wird der Stadtteil nach ökologischen Prämissen versorgt. Dies gelte auch für den Verkehr, wobei Autos integraler Bestandteil sind, nicht aber Fetisch. Es gehe um eine "durchmischte Urbanität", um einen interkulturellen Lebensort, um einen Gegenpol zur Innenstadt auf dem linken Murufer: Koppensteiner: "Die Stadt muss endlich lernen, auch mit ihrer rechten, unterentwickelten Hirnhälfte zu denken."
Relativ weit sind bereits Gespräche mit Bildungseinrichtungen, etwa dem Joanneum Research. Sollte sich die Forschungsstätte tatsächlich zu einer Ansiedelung entscheiden, könnte dies den Planungsablauf dramatisch beschleunigen, sagt Koppensteiner. Was noch weitgehend fehle, sei ein Engagement der Stadt Graz. Um den neuen Stadtteil auch infrastrukturell einbetten zu können sei dringend Hilfe eines Beamtenstabes notwendig. Zurzeit allerdings liege das Megaprojekt noch auf einer "Unterausschuss-Ebene". (Walter Müller/DER STANDARD-Printausgabe, 20.5.2008)
Na da bin ich mal gespannt was die Grazer hier auf die Beine stellen!
