Die Veranstaltung gehörte zur Reihe di6 - Dienstags um 6, die in der Vorlesungszeit jeden Dienstag um 18 Uhr (meist ct) einen Vortrag anbietet. Da die Reihe im Vorlesungssaal der Architekturfakultät statt findet, sind dort auch einige Studenten anzutreffen, die Veranstaltungsreihe ist aber öffentlich und für jeden am jeweiligen Thema interessierten Menschen zugänglich.
Die heutige Veranstaltung wurde zudem in Zusammenarbeit mit einer Reihe von Berufsverbänden organisiert (BDA - Bund Deutscher Architekten, BDLA - Bund Deutscher Landschaftsarchitekten, BDB - Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingeneure, DWB -Werkbund Nord, IfR - Informationskreis für Raumplanung und SRL - Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung). Die wenigsten Teilnehmer waren Studenten, Trotzdem war der Saal voll, etlich Leute mußten stehen.
Die Veranstaltung bestand aus zwei Teilen, einem kurzen Vortrag von Uwe Bodemann, in dem er die aktuellen Entwicklungen in Hannover anhand einiger Beispiele skizziert, sowie einen Rückblick auf seine Arbeit in Bremen gezeigt hat und einer Podiumsdiskussion, in die gegen Ende das Publikum einbezogen wurde.
Was aktuelle Projekte an geht, gab es nichts Neues zu erfahren gegenüber dem, was hier im Forum schon bekannt ist. Allgemeine Aussagen waren, daß sie Stadtbevölkerung in den nächsten 10-15 Jahren wohl stabil bleiben wird, mit einem möglichen Plus über den Einfamilien-Hausbau. Der Geschosswohnungsbau ist nahezu zum erliegen gekommen.
Was den Stadtumbau betrifft, ist das Gebiet zwischen Sahlkamp und Kugelfangtrifft in den Fokus geraten, mit dem man sich in den nächsten Jahren beschäftigen wird.
Der Neubau der HDI/Talanx Zentrale wird im ersten Bauabschnitt ein Volumen von ca. 170 Mio. Euro haben und betrifft ein Komplex mit bis zu 3000 Arbeitsplätzen, was, so die Aussage Bodemanns, außergewöhnlich sei in der heutigen Zeit für eine Stadt von der Größe wie Hannover.
Für die angestrebte Wohnbebauung im Zooviertel an der Mars-La-Tour Straße wird Anfang Juni ein Wettbewerb beginnen.
Darüber hinaus gibt es eine "ZwanzigZwanzig" (2020) genannte Strategie, die Schwerpunkte zu Konversion und zum Weiterbau der Stadt finden soll. Dazu sollen in einem Workshop im Jahr 2010 Interventionsorte gefunden werden, die später als Auslöser weitergehender Transformationsprozesse dienen (die Stadt plant/baut etwas und zieht damit private Folgeinvestitionen in der Umgebung an). Beispiel für Möglichkeiten wären hier die Verkehrsanlagen, der Bereich Tramplatz, heutige VHS, der Platz des zerstörten Seitenflügels des Neuen Rathauses (als Baufeld, keine Rekonstruktion), der Bereich zwischen Stadtschloss und Waterlooplatz, die Brühlstraße.
In der anschließenden Diskussion wurde gesagt, dass Hannover eine Stadt vieler Orte sei und die Qualität der Stadt ehr in den Quartieren liegt. Die meisten Quatieren funktionieren gut, die Innenstadt dagegen wird als Problem angesehen und als "unräumlich" wahr genommen. Die Frage sei, wie die Kernstadt aufgewertet werden kann. Hier müsse die Stadt dichter und kompakter werden. Hierbei wurde auch erwähnt, das eine Stadt zu "Grün" sein kann, dann nämlich wenn diese Grünstreifen das entstehen urbaner Strukturen verhindern, wie zB. zwischen Altstadt und Carlenberger Neustadt.
Lebhafter wurde die Debatte beim Thema Schlossaufbau. Positiv fand Bodemann, dass die Stiftung sich für Hannover entschieden hat, sei sie doch europaweit tätig.Was die Rekonstruktion an geht bemerkte der Stadtbaurat, das Rekonstruktionen die Bevölkerung offenbar begeistern würden. Prof. Braum bemerkte dazu , man müsse sich fragen, warum das so ist, was der (modernen) Architektur verloren gegangen wäre. Die Architektur müsse sich ein Stück weit von dem Zitat Verbot der Moderne lösen.
Zum Schlossbau selbst ist in der Stadtadministration entgegen der Presseberichterstattung noch keine Entscheidung gefallen, zumal das Geld der Stiftung wohl bei weitem nicht ausreichen würde, für die Lavesfassade inklusive Tagungszentrum.
In der anschließenden Fragerunde des Publikums gab es noch einige hitzige Debatten, unter anderem darüber, wie es denn sein könne, das zum einen ein Kernstadtverdichtung als Erforderniss erkannt wurde, dann aber der Schwerpunkt der Stadtentwicklung auf Einfamilenhausbau gesetzt würde. Unter anderem bezeichneten Stimmen aus dem Publikum das Gildecarre als städtebauliches Desaster.
Leider wurde die Diskussion viel zu schnell beendet, wohl auch aus Rücksicht auf Uwe Bodemanns Geburtstag an diesem Tag. Eine Fortsetzung des Diskurses zur Stadtentwicklung im regelmäßigen Abstand wurde aber immerhin angeregt.