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Wien | Die Zukunft von Kleingartensiedlungen

7535 Views 45 Replies 18 Participants Last post by  Dungeon
Aus aktuellem Anlass und um diese Thematik auf einen Punkt zu bringen gibt es jetzt einen eigenen Thread.




Kleingärtner fürchten Großprojekt In Hetzendorf könnte ein Grünareal immens dicht verbaut werden. Keine guten Aussichten für die Nachbarn.

Maria Eibensteiner ist ein gebranntes Kind. Als sie noch ein Mädchen war, wohnte sie mit ihren Eltern in einem schmucken kleinen Haus mit Garten in der Nähe der Trabrennbahn in der Donaustadt. Außer dem Wiehern der Pferde war kaum ein Geräusch zu hören, erzählt sie. Bis auf dem Nachbar-Areal die Rennbahnsiedlung aus dem Boden gestampft wurde. Da war es mit dem Idyll vorbei. Mehr als nur einmal gab es mit jugendlichen Vandalen aus dem Gemeindebau Ärger.

Jetzt hat die 71-Jährige ein Deja-vu. Zurzeit wohnt sie mit ihrem Ehemann in einer beschaulichen Kleingartensiedlung in Hetzendorf, südlich des Südwest-Friedhofs. Direkt neben einem riesigen Grünareal, auf dem zurzeit nur vereinzelte Verwaltungsgebäude stehen. Doch auch dessen Tage dürften gezählt sein. Denn auf dem Grund der ARE Austrian Real Estate (einer Tochter der Bundesimmobiliengesellschaft) am Emil-Behring-Weg könnte ein Bauprojekt der Superlative entstehen. Auf 107.400 Quadratmetern sollen hier 1100 Wohnungen und 1000 Parkplätze entstehen.

Die Kleingärtner hätten dann mehrere Dutzend Gebäude der Bauklassen 1, 2, 3 und 5 direkt vor ihren Gartenzäunen. Vor allem die 26 Meter hohen Wohntürme, von denen in einem Vorentwurf die Rede ist, sind den Nachbarn ein Dorn im Auge.

Die Anrainer sind mit ihrer Skepsis aber nicht allein. Auch in der Bezirksvertretung hat man mit der Nachnutzung des Geländes in dieser Form wenig Freude. Insbesondere mit der hohen Bebauungsdichte. Die „rotgrüne Wohnbaupolitik heißt nichts anderes als Umwidmen und Zubetonieren“, meint etwa Bezirksrat Franz Schodl von der Liste „Pro Hetzendorf“.

Überdimensioniert?

„Die vorhandene Infrastruktur trägt ein Projekt dieser Größe nicht“, erklärt der stellvertretende Meidlinger Bezirksvorsteher, Peter Kovar (SP). „Zum einen erreicht man das Gelände mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer. Und zum anderen haben wir dort zu wenig Schul- und Kindergartenplätze.“ Zudem fehle es bis dato an Einkaufsmöglichkeiten. Ziel der Bezirkspolitik sei deshalb die Baudichte zu reduzieren.

Eine Möglichkeit zur Mitsprache hat der Bezirk im Flächenwidmungsverfahren. Denn zurzeit besteht für das Grundstück noch eine befristete Bausperre.

Seitens des Grundeigentümers versucht man, zu beruhigen. „Grundsätzlich stimmen die kolportierten Dimensionen mit unserem städtebaulichen Konzept überein. Wir sind aber noch in einer sehr frühen Phase des Projektes. Derzeit ist noch nichts in Stein gemeißelt“, sagt ARE-Sprecher Ernst Eichinger. „Von einem Baubeginn sind wir derzeit noch weit entfernt.“
http://kurier.at/chronik/wien/kleingaertner-fuerchten-grossprojekt/61.191.881
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Hier gleich ein Leckerli:

Ein auf Kleingarten spezialisiertes Architektenbüro wirbt so auf seine Seite:

baurecht und förderungen

gerade im bereich der planung und ausführung eines kleingartenwohnhauses gilt es alle baurechtlichen möglichkeiten bis an den grenzen auszuschöpfen. wir von sf-architektur beschäftigen uns seit über 10 jahren mit diesem themenkomplex und haben auf grund der laufenden zusammenarbeit mit den baubehörden in wien einen großen erfahrungsschatz gesammelt.
http://www.sf-kleingartenarchitektur.at/baurecht/index.html
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Den Widerstand gibt es ja nicht nur bei Kleingärten. Auch Hochhausbewohner wehren sich.

Auch die großzügige Auslegung der Bauordnung ist nicht Kleingartentypisch. Nicht umsonst gibt es immer wieder Gerüchte, das auch bei Hochhäusern damit großzügig umgegangen wird.

Ich finde es ist eine Frage der Kommunikation wie ich mit Bewohner umgehe, die 30 Jahre nichts neben sich hatten und befürchten von Häuserwänden umzingelt zu werden.

Viele Kleingärten liegen halt sehr attraktiv. z.b. Alte Donau. Das weckt natürlich Begehrlichkeiten dort dichter zu verbauen. Aber wer greift das heiße Eisen an? :)
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Zu #2: Alles geht natürlich auch nicht. In der "Heute" vom 23.5.14 (Printausgabe) war ein Bericht über den Abriss eines zu groß dimensionierten Kleingartenhauses. Die Bauherrin stand relativ fassungslos dabei, wie der Bagger das Haus niederriss (war auch im WienORF zu sehen) - eigentlich schade um die neuen Materialien wie Fenster etc, das wurde einfach alles zerstört, ohne es zu bergen...
Bild: Heute, 23.5.14 (Print)
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ich finde solche abrisse sind schon sehr hart. damit kann man existenzen ruinieren. andererseits muss das halt tatsächlich einfach wieder weg, da seh ich keine alternative, zb. straf-pauschale oder so. man hätt vllt seit immer konsequent durchgreifen sollen, nicht nur jetzt sporadisch in den kgvs, dann hätten sich die leute das auch nicht ungeniert getraut, und stehen jetzt vor den scherben. (sind ja nicht am land, herst).
Die Bauherrin hätte ja Rückbauten machen können, dann wär der Rest nicht angetastet worden, schätz ich. Am Eisernen Hand-Weg ziemlich weit oben wurde auch so ein Exempel statuiert, da stand ein Rohbau ewig im Landschaftsschutzgebiet, wurde vor einiger Zeit von der Stadt abgerissen.
Hier folgt die Diskussion zu dem Kleingarten im Schweizergarten und der Sinnhaftigkeit von Kleingartensiedlungen im Allgemeinen

Ja. Stimmt schon. Trotz relativ lockerer bebauung im angrenzenden arsenal ist der verkehr natuerlich schlimm.
Ich bin auch kein freund der kleingaerten im schweizergarten. Dort sollte platz fuer alle sein
Klingt diskriminierend... Warum soll man den Kleingärtnern nicht ihre Häuschen gönnen?! Platz in der Umgebung gibt es ja genug.
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weils der allgemeinheit in bester innenstadtlage fläche wegnehmen
auf der fläche wo ein kleingärtner wohnt können normal 20 andere wohnen wenn man höher bauen würde und dafür parkfläche freilässt
und in einer so zentralen lage dünnt man somit halt die bevölkerung unnötig aus und es rechnet sich kein ordentlicher öfentlicher verkehr mehr
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weils der allgemeinheit in bester innenstadtlage fläche wegnehmen
auf der fläche wo ein kleingärtner wohnt können normal 20 andere wohnen wenn man höher bauen würde und dafür parkfläche freilässt
und in einer so zentralen lage dünnt man somit halt die bevölkerung unnötig aus und es rechnet sich kein ordentlicher öfentlicher verkehr mehr
Ich hoffe, du meinst mit "Parkfläche" grünen Freiraum :)
ja
wobei so ein schöner parkplatz hat auch was
deine Ablehnung gegen kleinteiligkeit und kleingärten ist schon auffällig ;-)

ich kenne jemanden, der dort einen hat. so der hammer sind die im übrigen nicht. ein Refugium für ein paar menschen, aber viele sind nahe an der strasse bzw. an der s-bahn.
es gibt in dieser gegen genug andere Grundstücke. aspang paar meter weiter unten wird noch genug gebaut werden.
naja die gegend war halt mal noch nicht so verbaut da hat das sinn gemacht aber jetzt nehmen die halt viel fläche weg die der allgemeinheit gut tuen würde

stell dir vor es würden die bewohner von schönbrunn den schlosspark zumachen

oder der fürst den lichtensteinpark
Was ist besser fuer die stadtbevoelkerung? Den schweizer garten auf 150 kleingaertner aufteilen oder den ganzen park allen zur verfuegung stellen.
Die kleingaerten sind ausserdem das unstaedtischste was es gibt. Hunderte meter lange hecken hinter riesigen zaeunen. Sowas findet man nichtmal am land, in der stadt solls aber berechtigung haben?
Muss man halt neue kleingaerten weiter draussen anlegen. Das kann nicht teurer/unwirtschaftlicher sein als wertvollstes bauland in der innenstadt unentwickelt zu lassen. Mit so einem zuzug wie momentan, werden sich ein paar dinge in wien aendern muessen. Das wird die weniger flexiblen pensionisten und aelteren halt haerter treffen.
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G
beim zuzug liegt glaube ich auch ein anderer Irrglaube vor. die leute wollen v.a. günstig gut angebunden wohnen. menschen, die sich die nicht billigen park Apartments kaufen, haben mmn eine andere Herangehensweise.
Ich versteh nicht ganz was du damit meinst :nuts:

Die Park Apartments sind doch recht gut angebunden - Hauptbahnhof ums Eck, S-Bahn-Stammstrecke 300m weg, Linie direkt in die Innenstadt.

Oder gehts um die Kleingärten? Wenn ja, für die im Schweizer Garten gilt ja das gleiche wie für die Park Apartments, und nachdem viele Kleingarten an Bahnlinien liegen - zB ab Hetzendorf stadtauswärts - sind die doch eigentlich auch recht gut gelegen.
die frage ist, wann man stop sagen soll.
weil hier zur Diskussion stand, die kleingartensiedlung habe keine Existenzberechtigung.
ich behaupte, dass es grad die Lebensqualität mitunter für ein teureres wohnprojekt ausmacht, dass in der nähe nicht viel anders vertikale nach oben gebaut wird.
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So kann man das nicht sagen. Das vertikale basiert ja auf der notwendigkeit viel volumen auf wenig grundflaeche zu kreiren. Das setzt schon voraus, dass wenig grundflaeche vorhanden ist. Trifft das zu, laesst das wiederum erahnen, das es sich um einen begehrten platz handelt.
Das heisst je mehr in die hoehe geht desto anziehender sollte es sein.
Ich wuerd die kleingaerten im schweizergarten aufloesen und parkflaeche daraus machen, sobald es sich anbietet.
Dass hier niemand enteignet werden soll ist selbstverstaendlich.
Aber niemand der Kleingärtner wird freiwillig absiedeln, nicht mal für gutes Geld! Den meisten, in dem Fall eher älteren Leute geht es dann ums Prinzip. Ist ja auch ihr gutes Recht.
Ist das Eigentum oder sind das Verträge. Ist das vererbbar?
Ich würde mal sagen man sollte zumindest ein Ankaufprogramm starten. Und alles was in öffentliches Eigentum übergeht wird halt mal vorläufig Wiese, bzw wenn nebeneinander halt zusammengelegt.
G
Dass Kleingärten keine Berechtigung haben, hat ja keiner gesagt, bzw. sicher keiner gemeint.

Viele der Kleingärten - vor allem die in zentraler Lage - haben keine Berechtigung mehr. Was früher mal Randlage war, ist jetzt ein zentraler Stadtteil, der Schweizer Garten ist da ein recht gutes Beispiel, die Schmelz auch.

Davon, sämtliche Kleingärten der Stadt abzusiedeln, hat kein Mensch gesprochen. Nur, warum kann man in Kleingärten schon recht veritable Häuser reinknallen? Warum gibt es so viele zentrale oder verkehrstechnisch günstige Lagen, die sich hervorragend eignen würden für eine Stadterweiterung oder Erweiterung von Parkflächen, die aber mit kleinen Kleingärten zugehüttelt sind?

Es ist doch sehr eigenartig und mMn auch unsinnig wenn wir die Stadt immer mehr nach außen erweitern weil wir in recht städtischen Lagen Kleingärten haben. Kleingärten waren ja immer als Flächenreserve gedacht und wurden in - damals - Randlagen errichtet. Diese Randlagen sind jetzt aber keine mehr, und die Reserven brauchen wir.

Kleingärten ja, warum nicht? Aber warum nicht nach weiter draußen verlegen, wenn die Stadt wächst? So wars ja ursprünglich geplant!
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